Die Geschichte des Vereins
Der Kunstverein Gera e.V. wurde 1878 gegründet. Schnell spielte er im kulturellen Selbstverständnis der Stadt eine wesentliche Rolle. In seinem Wirken spiegelten sich die Interessen und Bedürfnisse des sich entwickelnden Bildungsbürgertums der Stadt wider. Bereits damals war der Kunstverein gut vernetzt: Er arbeitete eng mit dem Künstlerbund Ostthüringen und der Literarischen Gesellschaft zusammen. Darüber hinaus pflegte er Kontakte zu überregionalen Vereinigungen, durch deren Kooperation verschiedene Sonderausstellungen realisiert werden konnten. Früh setzte der Verein auf kunstpädagogische und kunstfördernde Impulse: Neben dem üblichen Ausstellungsprogramm organisierten die Vereinsmitglieder umfangreiche Vortragsreihen, bei denen kunstgeschichtliche Aspekte und zeitgenössische Tendenzen der Kunst thematisiert wurden.
In den zwanziger Jahren erfuhr der Kunstverein eine besondere Blüte. Das vielfältige und anspruchsvolle Programm, sowie das aktive Vereinsleben waren dafür die Basis. Wegweisende Künstler wie Käthe Kollwitz, Paul Klee oder die Sturmgruppe um Herwarth Walden stellten ihre Arbeiten in Gera aus. Der Verein widmete sich zudem den aktuellsten Entwicklungen in den Bereichen Fotografie, Architektur und Design. Er öffnete sich der Avantgarde und galt schnell als die bedeutendste Institution zur Förderung moderner Kunst in Gera. Darüber hinaus avancierte die Arbeit des Vereins zu einem wichtigen Initiator im kulturellen Leben Ostthüringens. Besonders erfolgreich war 1930 die Präsentation der Geraer Fotografin Aenne Biermann. Im gleichen Jahr zeigte der Verein Werkfotos, Entwürfe, Modelle und Möbel des Architekten Thilo Schoder, einem lokalen Vertreter des Neuen Bauens.
Während der NS-Zeit wurde der Verein im Rahmen der Kunst- und Kulturpolitik der NSDAP instrumentalisiert. Mit dem Potsdamer Abkommen löste sich der Verein 1945 auf. Die letzte Wirkungsstätte des Kunstvereins Gera war die städtische Ausstellungs- und Vortragshalle. Dort wurden bis 1947 unter der Regie des Kulturamtes der Stadt noch sechs große Ausstellungen gezeigt.
Nachdem der Kunstverein Gera über 50 Jahre nicht existierte, gründete er sich 1999 neu. Seither nimmt er einen festen Platz in der Geraer Kulturlandschaft ein. Der Kunstverein versucht an seine Traditionslinien anzuknüpfen und realisiert heute wie damals ein anspruchsvolles Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm.