Tino Geiss
Bunte Klebestreifen stellen für den Künstler Tino Geiss ein elementares Mittel dar. Zum einen fertigt er mit ihnen zahlreiche seiner Collagen, zum anderen dienen sie ihm als Inspiration. Bei den beiden Werken „Stripe (Font) #1“ und „Stripe (Font) #2“ entfremdet er das Material, indem er in der gemalten Wiedergabe eines solchen Farbstreifens mit der Illusion des Betrachters spielt. Die verblüffende Detaildarstellung des zentrierten Streifens beansprucht neben dem Fokus zugleich die Motivik der gesamten Bildfläche und stellt dabei die gültigen Kompositionsrichtlinien in Frage. Mit seiner monochromen Wandtapete lässt der gebürtige Jenaer die Linie zwischen Raumelement und eigenständigem Kunstwerk verschwimmen. Gesehen als Teil des Raumensembles erweitert die dekorative Tapete das optische Gefüge, gelesen als Individualwerk fällt es sprichwörtlich aus dem Rahmen. „Heritage #2“ selbst wird ausschließlich von der Zimmerdecke und dem Boden gerahmt, während es selbst als Rahmung für die „Stripe“-Arbeiten agiert. Als Abbildung eines authentischen Raumes, welcher jedoch wiederum eine eigene Welt erschafft, spielt das Werk mit der Aufweichung der Grenzen zwischen Realität und Phantasie.