Die Ausstellung „UNFINISHED DIARIES. DRAWINGS ABOUT LIFE I“ präsentiert aktuelle künstlerische Positionen, die vom Medium der Zeichnung ausgehen und heutige Möglichkeiten der Linearität erkunden. Dabei spannt sich der Bogen vom klassischen Hell-Dunkel auf Papier über abbreviaturhafte Kodierungen in Form von Piktogrammen bis hin zu raumfüllenden Figurgespinsten und zeichnungsbasierten Projektionen. Gemeinsam ist allen hier vertretenen Künstlern, dass sie Zeichnung als Instrument einer subjektiven Daseinsrecherche verstehen, die im alltäglichen Ritual der Niederschrift vollzogen wird und die tendenziell unabschließbar ist. Insofern verweisen die solcherart entstandenen „unfertigen Tagebücher“ sowohl auf die offnen Enden des gegenwärtigen Alltags, als auch auf die spezifische Art und Weise der Chronisten, ihn künstlerisch zu bewältigen. So finden sich präzise Beobachtungen und wissende Lakonie ebenso wie reflexive Berechnung durch Ironie und Indifferenz. Vor allem aber findet sich die nicht versiegende Lust an der figurativen Erzählung, die unbeirrt von Moden und Märkten die Partikel des flüchtigen mit sich führt. (Harald Kunde)