Selten steht in der Kunst die viel gescholtene Tapete im Zentrum einer Auseinandersetzung mit Ort, Raum und Zeit. Die in Bremen lebende Künstlerin Patricia Lambertus begibt sich mit ihrer künstlerischen Arbeit in Zwischenräume von privatem und öffentlichem Leben. Dabei arbeitet sie konzeptionell und findet Ausdrucksweisen, die sich nicht allein einer Technik verschreiben. Großformatige Collagen aus Tapetenresten, Fundstücken, Materialspenden und Zukäufen auf Wand und anderen Bildträgern lassen eine neue, ganz eigene Welt entstehen. Bestehende Raumgestaltungen werden damit regelrecht aufgerissen und zu einer neuen, ortsspezifischen Collage zusammengefügt.
Daneben entstehen Acryglasbilder nach Fotografien von Architektur fernab touristischer Sehenswürdigkeiten. Die mit schwarzem Lackstift abgezeichneten Umrisse werden mit ornamentalen Tapetenfragmenten hinterlegt, zum Teil auch von pastos aufgetragenen Farbflächen gerahmt und übermalt. Die daraus resultierende Überlagerung von Ebenen und die Aufhebung von Perspektive und räumlicher Wirkung sorgen für eine Verkehrung von Innen und Außen. Die Tapete fungiert dabei als Vermittler zwischen privat und öffentlich, verweist zum Einen auf die Funktion von schmückendem Dekor und einem Ort individueller Ausprägung, zum Anderen agiert die Tapete gleichsam als Fassade, die das Private verhüllt und dem öffentlichen Schein Rang einräumt.