Nachhut

Nachhut

Kay Voigtmann

Kay Voigtmann ist nach Erik Buchholz und Joachim B. Schulze bereits der Dritte im Bunde, dem der Kunstverein Gera in diesem Jahr anlässlich des 50. Geburtstages eine Ausstellung ausrichtet. Damit bildet er sprichwörtlich die Nachhut, die der aktuellen Schau den Titel gibt.

Mit dem Namen Voigtmann verbindet sich ein Arsenal an skurrilen, fast grotesken Wesen, die vorwiegend kleinformatige Papiere besiedeln und zahlreiche Bücher illustrieren. Trotz ihrer Vielgestaltigkeit zeichnen sie sich durch einen hohen Wiedererkennungswert aus und setzen sich unwillkürlich im Bildgedächtnis des Betrachters fest.

1968 in Zeulenroda geboren, führt ihn sein beruflicher Weg zunächst zur Feinmechanik, bevor er ein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig aufnimmt, wo es ihn unmittelbar zur Illustration hinzieht. Seinen Arbeiten ist die Leipziger Schule nicht anzumerken, hat Voigtmann doch über die Jahre seine ganz eigene Bildsprache entwickelt, die scheinbar ohne Vorbilder und Anleihen auskommt. Doch darf man gern an Gerhard Altenbourg, Albrecht von Bodecker oder auch an Alfred Kubin denken, wenn man die Eigentümlichkeit und Eigensinnigkeit des zunächst als hermetisch verschlossen vermuteten Kosmos der Voigtmannschen Personnage erkundet.

Die hinlänglich als Kartoffelmännchen bekannten Gestalten, die man durchaus als Markenzeichen seines künstlerischen Schaffens bezeichnen kann, sind charakteristisch unförmige Figuren in bräunlich fahlem Inkarnat, das wirkt, als hätte der Zahn der Zeit schon ordentlich an ihnen genagt. Als kämen sie aus einer längst vergangenen Epoche, in der man für gewöhnlich noch Taschenuhren trug, fühlt sich der Betrachter in eine andere Welt versetzt, die vordergründig komisch daherkommt, jedoch in der vertieften Auseinandersetzung ihre tragisch abgründige Dimension offenbart. So fällt es nicht schwer, Sympathien etwa mit den beschwipsten Damen oder einem verängstigten Fähnrich zu entwickeln, denen man nur allzugern einen Mantel reichen oder etwas Mut zusprechen möchte.

Doch nicht nur in seinem Formfindungen wandelt Voigtmann auf ganz eigenen Pfaden. Auch die Art und Weise, wie er diese zu Papier bringt, ist ungewöhnlich, wenn er die Figuren zunächst auf handelsübliches Packpapier zeichnet, anschließend ausschneidet, um sie danach auf Transparent- oder Büttenpapier zu kleben, wo sie ihr endgültiges Habitat finden. Die Technik der Collage führt dazu, dass die Figuren stärker von ihrer Umgebung entrückt wirken, als passten sie nicht so recht hinein in die Welt, in der sie der Künstler gesetzt hat. Somit harren sie der Dinge, die da auf sie zukommen mögen, stets ein wenig skeptisch, verunsichert und leicht derangiert.

Man darf also gespannt sein, auf das, was sich ab Ende August in den Räumlichkeiten des Kunstvereins Gera tummelt, seien es Begegnungen mit alten Bekannten oder Neuzugänge aus dem Voigtmannschen Universum.